Christian Mbilli & Arslanbek Makhmudov siegen vorzeitig in Kanada

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Christian Mbilli stoppt Mark Heffron nach wenigen Sekunden.
©Vincent Ethier 2024

Die Favoriten gewinnen frühzeitig. Makhmudov landet einen spektakulären Niederschlag und ein Top-Kampf ist in der Mache.

Am Samstag fand im „Centre Gervais Auto“ in Shawinigan, Kanada, ein Boxevent statt. Eye of the Tiger Management (EOTT) lud zur Gala ein, die im hauseigenen PunchingGrace-Abo gesendet wurde. Zudem war für Nord- und Südamerika noch ESPN auf Sendung. Im Hauptkampf wollte sich der Actionfighter Christian Mbilli (27-0) im Supermittelgewicht empfehlen. Der in sämtlichen Weltverbänden sehr gut gerankte Kämpfer ist ein Leidtragender der Undisputed-Ära von Saul „Canelo“ Alvarez (61-2-2), der gewissermaßen sämtliche Titel gegenwärtig in der Gewichtsklasse blockiert.

Gegen den Briten Mark Heffron (30-4-1) sollte der nächste vorzeitige Sieg eingefahren werden, damit Mbilli dem Ziel näher kommt, endgültig um einen großen Titel kämpfen zu dürfen. Heffron gilt als guter Mann, der allerdings nicht über die besten Nehmerqualitäten verfügt. Dies konnte man schon beim Kampf gegen den Landsmann Jack Cullen (22-6-1) beobachten, wo Heffron frühzeitig gestoppt wurde. Im Hauptkampf gegen Mbilli offenbarte er direkt eine große Anfälligkeit zum Körper. Nach wenigen Sekunden wackelte er, nach 30 Sekunden lag er dann. Ein Treffer zur Leber verzeichnete Mbilli, welcher Heffron in die Knie zwang. Ob der Brite nicht mehr konnte oder schlichtweg nicht mehr wollte, bleibt vorerst ungeklärt. Jedenfalls gewann Mbilli den enttäuschenden Hauptkampf schon nach 40 Sekunden und unterstrich damit seine internationalen Ambitionen.

FOTY-Kandidat wird am Dienstag vorgestellt

Munguia kassiert einen Treffer von Derevyanchenko.

Aus gut informierten Insider-Kreisen in Kanada sickerte die Information durch, dass Mbilli im Falle eines Sieges demnächst einen echten Knüllerkampf erwarten darf. Am Dienstag soll nämlich der Kampf gegen den ukrainischen WM-Contender Sergiy Derevyanchenko (15-5) vorgestellt werden. Sergiy Derevyanchenko stand im vergangenen Jahr im Kampf des Jahres gegen den Mexikaner Jaime Munguia (43-1), wo er nur knapp unterlag. Der Kampf war so hart geführt und dramatisch, dass er nur Positives gegen Mbilli erahnen lässt. Da Mbilli auch als ein sehr guter und harter Offensivboxer gilt, verspricht der Kampf gegen Derevyanchenko eine absolute Schlacht zu werden und könnte ein Boxhighlight des Jahres 2024 bedeuten!

Arslanbek Makhmudov schleudert Miljan Rovcanin durch den Ring

Arslanbek Makhmudov schleudert Miljan Rovcanin durch den Ring.
©Vincent Ethier 2024

Im Co-Mainevent wollte sich das russische Schwergewicht Arslanbek Makhmudov (19-1) erfolgreich zurückmelden. Makhmudov gilt als einer der härtesten Puncher der Schwergewichtsszene und genießt großen Respekt. Im letzten Kampf verlor er jedoch eindeutig und vorzeitig gegen den deutschen Weltklasseboxer Agit Kabayel (25-0) im Dezember in Riad. Diese Niederlage warf Makhmudov weit zurück in seinen internationalen Ambitionen, wodurch zunächst ein Aufbaukampf geplant war. Ursprünglich sollte der Gegner Junior Fa (20-3) lauten, der aber inzwischen seine Karriere beendet hat. Entsprechend wurde ein Ersatzgegner gesucht, der mit Miljan Rovcanin (27-4) gefunden wurde.

Der Serbe Miljan Rovcanin (27-4) hat schon Kämpfe in Deutschland gegen Agit Kabayel und Alexander Dimitrenko (41-6) bestritten und ist entsprechend keine unbekannte Personalie. In Kanada verlief es zunächst nicht schlecht für ihn. Er zeigte sich wehrhaft im Clinch gegen den physisch starken Makhmudov. Offensiv beschränkte er sich auf Kontermomente, musste aber in der ersten Runde dann schon die Power von Makhmudov spüren, die ihn spektakulär durch die Seile schlug. In Runde 2 war es dann eine ausgeglichenere Runde, bis eine ansatzlose Rechte den Kampf beendete. Rovcanin ging hart zu Boden und kam bei 10 nicht mehr hoch, wodurch er durch KO verlor.

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Für Makhmudov war es nach der harten Niederlage gegen Kabayel ein Pflichterfolg. Er hat sich damit wieder für größere Kämpfe in der Zukunft empfohlen.

Türkische Boxhoffnung überzeugt beim vorzeitigen Sieg

Mehmet Ünal sieg vorzeitig.
©Vincent Ethier 2024

Gute türkische Boxer sind nicht selten, zumeist versuchen sie jedoch eine Profikarriere in Europa zu forcieren. Der Olympiateilnehmer von Rio de Janeiro, Mehmet Ünal (10-0), hat sich jedoch für einen anderen Weg entschieden. Nach seiner erfolgreichen Amateurlaufbahn erhielt er ein lukratives Angebot in Übersee und forciert seitdem seine Karriere in Kanada. Ünal gilt als starker Mann und sehr guter Bodypuncher. Nun stand er vor seiner ersten größeren Bewährungsprobe gegen den zähen und langen Rodolfo Gomez Jr (14-8-1) im Halbschwergewicht.

Gomez Jr verlor meist seine Kämpfe knapp nach Punkten und wurde im Vorfeld noch nie gestoppt. Entsprechend war es keine leichte Aufgabe, die Ünal am Samstag zu bewältigen hatte. Er fand dennoch gut in den Kampf, erzeugte einen kontrollierten Druck und hatte die meisten Powerpunches auf seiner Seite. Wenn Gomez Jr. mit seinen langen Gliedmaßen Erfolg verbuchte, konnte Ünal dennoch das Zwei- bis Dreifache an Treffern landen. In Runde 4 schien Gomez Jr allmählich besser in den Kampf zu finden, wurde dann aber von brutalen Treffern durchgerüttelt, die ihn durch den Ring stolpern ließen. Er zeigte zwar an, dass das nichts ausmache, aber seine Beine waren definitiv wackelig. Ünal setzte präzise nach und Gomez Jr befand sich nur im Überlebensmodus. Der Ringrichter hatte dann nach einiger Zeit genug gesehen und entschied, dass Gomez Jr kampfunfähig war und brach den Kampf ab.

Gomez Jr protestierte im Nachgang darüber. Zuvor wurde er noch nie in seiner Karriere gestoppt, was für ihn eine besonders neue und negative Erfahrung war. Den Abbruch kann man womöglich als zu zügig bewerten, aber gänzlich verkehrt war er wohl nicht. Ünal baut seine KO-Quote auf 80 % aus und macht einen großen Schritt in Richtung Weltspitze. Auf BoxRec ist er schon in den Top 30 und dürfte demnächst vielleicht auch in ganz großen Kämpfen zu finden sein. Für die türkischen Boxsportfreunde ist er definitiv eine Personalie, die man in Zukunft stärker verfolgen sollte.

Der 19-jährige Mathieu entzückt die Boxkritiker

Der 19-jährige Wilkens Mathieu.
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Im Supermittelgewicht stand zudem das erst 19-jährige Boxtalent Wilkens Mathieu (9-0) im Ring. Mathieu gilt als großes Talent und traf nun auf den erfahrenen Polen Przemyslaw Gorgon (17-13-2). Gorgon konnte man zuletzt Ende April in Hamburg beobachten, wo er ein Unentschieden gegen Edison Demaj (12-2-1) erzielte. In diesem Kampf präsentierte sich Gorgon ziemlich lebhaft und hätte ihn auch durchaus gewinnen dürfen. In Kanada hingegen war die Aufgabe ungleich schwerer, was er auch von Beginn an zu spüren bekam.

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Mathieu zeigte ein technisch sehr ansprechendes Boxen. Zwar ging Gorgon gewohnt nach vorne, Mathieu bewegte sich jedoch galant aus der Schlagdistanz und bewies ein gutes Timing bei den eigenen Aktionen. Immer wieder offenbarte er ein gutes Auge für die entsprechenden Lücken und schlug präzise dort hinein. So kam es dazu, dass Gorgon gleich dreimal zu Boden ging in den ersten beiden Runden. Der Pole versuchte weiterhin tapfer Druck zu erzeugen, doch zwei weitere Bodenbesuche in Runde 4 beendeten den Kampf. Mathieu unterstrich damit seinen Talentstatus und ist sicherlich ein Prospect, das man auf der Watchlist verzeichnen muss.

Alexandre Gaumont gewinnt durch eine widerliche Robbery

Alexandre Gaumont siegt unverdient gegen Santiago Fernandez.
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Den größten Aufreger des Abends gab es jedoch im Mittelgewicht. Dort trafen im Duell der ungeschlagenen Boxer Alexandre Gaumont (11-0) und der Argentinier Santiago Fernandez (8-1-1) aufeinander. Während die erste Runde noch ziemlich ausgeglichen war, nahm Fernandez fortwährend das Zepter in die Hand. Er war der aktivere Mann, der auch überwiegend die härteren und klareren Powerpunches zu verzeichnen hatte. Hinzu kam, dass auch seine Basics, beispielsweise in Form des Jabs, konstant und besser zur Geltung kamen. Entsprechend hatte Gaumont große Probleme im Kampf und wackelte auch teilweise bedenklich. Er blieb jedoch auf den Beinen und konnte immer wieder selbst gute Aktionen landen, wodurch es ein toller Kampf war.

Dennoch musste man Fernandez als Sieger sehen, weil er schlussendlich einfach überzeugender und besser war. Gaumont wirkte zu statisch im Auftreten. Häufig ließ er sich von Fernandez am Seil stellen. Auch die Beweglichkeit im Oberkörper war nicht vorhanden, wodurch er leicht zu treffen war. Leider stellte sich der vorzeitige Sieg für den Underdog nicht ein, sodass der Kampf am Ende auf die Scorecards ging. Das ist für den Auswärtsboxer stets ein Fiasko, was sich nun auch mal wieder in Kanada bewahrheitete. Ein Punktrichter wertete den Kampf zwar noch realistisch mit 78-74 für Fernandez, die anderen beiden jedoch 77-75 und 78-74 für Gaumont, der damit via SD das Urteil erhielt.

Wann werden endlich Punktrichter zur Verantwortung gezogen?

Selbst das kanadische Publikum konnte sich das Buhen beim Urteil nicht verkneifen. Es ist unvorstellbar, dass solche Leute, die offenkundig unfähig erscheinen – oder vielleicht auch betrügerische Machenschaften im Hintergrund bedienen – weiterhin Kämpfe bewerten dürfen. Normalerweise müsste es ein Leistungsprinzip geben. Wenn ein Punktrichter negativ auffällt, dann sollte er vorerst wegen schlechter Leistungen ausgeschlossen werden. Jeder Arbeitnehmer muss einen Leistungsnachweis erbringen; fällt dieser überwiegend negativ aus, verliert er seinen Status und den Job.

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Nur der Punktrichter steht scheinbar über den Dingen, der konsequent seine Punktkarten schon vor dem Beginn des Kampfes ausfüllen darf. Häufig sind Bewertungen auch ziemlich subjektiv. Eine kontroverse Entscheidung sollte nicht direkt dazu führen, dass man das Recht verwirkt, weiterhin Kämpfe zu entscheiden. Aber der Kampf zwischen Gaumont und Fernandez war eindeutig. Und wer das nicht sieht, hat schlichtweg keine Kämpfe zu bewerten. Es müssen endlich auch Konsequenzen erfolgen!

Die weiteren Resultate der Undercard

Christopher Guerrero stoppt Kenny Larson in Runde 1.
©Vincent Ethier 2024

Im Weltergewicht hatte Christopher Guerrero (11-0) keinerlei Mühe mit Kenny Larson (7-2-1). Larson fing sich frühzeitig klare Treffer ein, wodurch er angeschlagen erschien und schlussendlich zweimal zu Boden ging. Der Kampf wurde folgerichtig in der ersten Runde dann abgebrochen.

Moreno Fendero (6-0) gewinnt sein Supermittelgewichtsduell gegen den erfahrenen Argentinier Rolando Wenceslao Mansilla (19-15-1). Fendero war der deutlich bessere Mann, Mansilla blieb jedoch zäh und offenbarte eine durchaus stabile Defensive. So ging der Kampf auf die Scorecards, wo dieser einstimmig mit 2x 60-54 und einmal 60-53 für Fendero gewertet wurde.

Im Opener der Veranstaltung dominierte der Kolumbianer Jhon Orobio (9-0) seinen Leichtgewichtskampf gegen Alexis Gabriel Camejo (8-3-2), machte jedoch zugleich eine neue Erfahrung. Camejo war der erste Gegner, der mit Orobio über die volle Distanz gegangen ist, obgleich es nur 4 Runden waren. Das einstimmige Punkturteil lautete 3x 40-36 für Orobio.

Nächste Veranstaltung erfolgt am 6. Juni

Osleys Iglesias und sein Trainer Georg Bramowski.
©Vincent Ethier 2024

Die Veranstaltung ist im Abodienst von Punchinggrace komplett ersichtlich. Ein kostspieliges Quartalsabo ist jedoch dafür notwendig. Die nächste Boxveranstaltung der Kanadier findet am Donnerstag, den 6. Juni, statt. Dort wird unter anderem der Kubaner Osleys Iglesias (10-0) mit Georg Bramowski zu sehen sein, der seinen IBO-Titel im Supermittelgewicht gegen den vorherigen Fächer Sports-Schützling Evgeny Shvedenko (16-1-1) verteidigt.



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