Die vielversprechende German Boxing Series lädt zu ihrer zweiten Veranstaltung in der XPOST ein. Das Event verspricht so einiges.
Boxsportfreunde, aufgepasst: Die German Boxing Series erblickte im vergangenen Jahr das Licht der Welt im angestaubten Profiboxen und möchte mit innovativen Ansätzen für Aufsehen sorgen. Den Kampfsportenthusiasten hinter der German Boxing Series blutete regelmäßig das Herz beim Anblick schwacher Kämpfe vor leeren Rängen in deutschen Turnhallen. Umso entschiedener ging man den Schritt, hierzulande für positive Abwechslung zu sorgen.
Am 2. Juni fand die Debütveranstaltung statt, die ein voller Erfolg war: ausgeglichene und spannende Kämpfe, die das Publikum in ihren Bann zogen. Das Feedback war überwältigend. Begeisterte Zuschauer versicherten, dass sie unbedingt auch bei der nächsten Veranstaltung dabei sein wollten – und auch erfahrene Beobachter attestierten der German Boxing Series viel Potenzial. Am Ende wollen alle Zuschauer nur eines: faire und spannende Kämpfe auf Augenhöhe. Doch leider kommt dies immer seltener vor. Viele Promoter und Manager verfolgen nur ihre eigenen Ziele, wodurch Ausgeglichenheit und Chancengleichheit oft auf der Strecke bleiben. Das Resultat sind unausgeglichene Kämpfe, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Abend ziehen – ein Konzept, das für die Zuschauer keinen Mehrwert bietet. Genau das will die German Boxing Series ändern, und die zweite Veranstaltung verspricht, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Tyron Zeuge – einer der letzten großen Namen des deutschen Boxsports
Egal, wie gut eine Fightcard gematcht ist, jedes Event wird maßgeblich vom Hauptkampf definiert. Das weiß auch die German Boxing Series und hat für den krönenden Abschluss einen echten nationalen Leckerbissen versprochen – und geliefert. Im Catchweight knapp oberhalb des Supermittelgewichts (bis 77,5 KG) wird der ehemalige reguläre WBA-Titelträger Tyron Zeuge (28-2-1) in den Ring steigen.
Zeuge war eines der letzten großen Gesichter von Sauerland Events, das noch gute Einschaltquoten im Privatfernsehen erzielte – entsprechend genießt er immer noch eine gewisse Bekanntheit. Nachdem Zeuge im Juni 2019 einen EBU-Kampf vorzeitig gewann, wurde es still um ihn, was auch der Corona-Pandemie geschuldet war. Erst 3,5 Jahre später, bei Fides Sports, kehrte er in den Ring zurück.
Seitdem hat Zeuge vier Siege verbucht, musste aber auch eine empfindliche Niederlage in Großbritannien hinnehmen, wo er sich knapp nach Punkten Zach Parker (25-1) geschlagen geben musste. In diesem Kampf konnte Zeuge Parker niederschlagen, baute jedoch in den hinteren Runden ab und erhielt am Ende nicht den Sieg zugesprochen – ein Urteil, das für einige Diskussionen sorgte. Nach einem Aufbaukampf im September will Zeuge sich nun in Köln mit einem Sieg wieder für internationale Aufgaben empfehlen. Als renommierter Name gilt er als Favorit, doch seinen Gegner darf man keineswegs unterschätzen!
Serhat Parlak – der hungrige Jäger
Zeuge trifft auf den ungeschlagenen Serhat Parlak (6-0). Auch Parlak blickt auf eine fundierte Amateurlaufbahn zurück. Der Schützling des UGRO Box-Teams wurde im September 2022 Profi, hat seitdem sechs überzeugende Siege eingefahren und will nun ein erstes großes Ausrufezeichen setzen.
In puncto Motivation dürfte Parlak kaum zu überbieten sein, denn er brennt auf diesen Kampf. Für ihn ist es die große Chance, sich national und international einen Namen zu machen. Der amtierende deutsche Meister möchte diese Gelegenheit unbedingt nutzen.
Hochklassiger nationaler Hauptkampf
Der Hauptkampf verspricht ein hochklassiges und spannendes Duell zu werden. Parlak, der aus NRW stammt, dürfte in Köln auf reichlich Unterstützung zählen können. Für ihn ist dieser Kampf das Sprungbrett zu einer großen internationalen Karriere. Für Zeuge hingegen lautet das Motto: Verlieren verboten. Wenn er sich weiterhin für große Kämpfe empfehlen will, darf er gegen einen aufstrebenden Gegner in der Aufbauphase seiner Profikarriere nicht verlieren.
Zwar hat Zeuge bislang zwei Niederlagen gegen international hochangesehene Gegner hinnehmen müssen, doch Parlak ist mit seinen sechs Profikämpfen noch lange nicht auf diesem Niveau. Dennoch sollte man Parlak keineswegs unterschätzen. Er verfügt über genügend boxerische Klasse, um mit Zeuge mitzuhalten. Technisch dürfte Zeuge vielleicht die Nase vorn haben, doch in einem auf zehn Runden angesetzten Kampf könnte die Physis entscheidend sein. Wer hält das Tempo in den hinteren Runden aufrecht? Das wird spannend zu sehen sein – und in diesem Hauptkampf scheint alles möglich.
Denny Heidrich trifft auf den ungeschlagenen Alexander Schürhoff
Ein weiteres spannendes nationales Duell steht im Cruisergewicht bevor, wenn Denny Heidrich (9-2) auf den ungeschlagenen Alexander Schürhoff (14-0) trifft. Heidrich ist eine interessante Figur im deutschen Boxsport. Neben seinen sportlichen Ambitionen hat er sich durch Auftritte in Reality-TV-Formaten einen Namen gemacht, was ihn auch abseits des Rings bekannt macht. Beispielsweise sorgte er mit freizügigen Auftritten in diversen Sendungen für Gesprächsstoff. Doch während seine mediale Präsenz außer Frage steht, bleiben Zweifel an seiner sportlichen Leistungsfähigkeit. Im Dezember 2019 erlitt Heidrich eine unerwartete vorzeitige Niederlage und blieb danach vier Jahre lang inaktiv. In den letzten Monaten konnte er jedoch zwei Aufbaukämpfe für sich entscheiden, wobei seine aktuelle Form schwer einzuschätzen bleibt.
Schürhoff hingegen überzeugt durch seine makellose Bilanz. Der ungeschlagene Cruisergewichtler hat bereits Erfahrungen in Titelkämpfen über zehn Runden gesammelt und präsentiert sich als grundsolider Boxer. Mit seiner Führhand agiert er gut aus der Distanz, um den Kampf zu kontrollieren. Für höheres Niveau könnte er jedoch anfällig sein, was Heidrich hoffen lässt. Der Kampf bietet beiden Boxern die Chance, sich zu beweisen: Schürhoff wird versuchen, den Kampf über die Distanz zu dominieren, während Heidrich Druck machen und die Distanz überwinden muss. Obwohl kein technisches Feuerwerk zu erwarten ist, dürfte der Kampf spannend und umkämpft sein.
Younes Zarraa will zurück in die Erfolgsspur
Wenn eine Boxveranstaltung in Köln stattfindet, darf Younes Zarraa (11-1) nicht fehlen. Der talentierte Superweltergewichtler aus Neuss hat bereits zwei Kämpfe bei Universum-Veranstaltungen in der Motorworld Köln bestritten und dabei das Publikum begeistert. Besonders sein letzter WBC-Titelkampf gegen Ermal Hadribeaj (20-0-1) sorgte für Furore. Trotz einer starken Leistung unterlag Zarraa dem Albaner nach Punkten.
Am Samstag möchte Zarraa wieder in die Erfolgsspur zurückkehren und trifft auf den ungeschlagenen Ungarn Ruben Romai (3-0). Romai, erst seit August Profi, blickt auf eine erfolgreiche Amateurkarriere mit mehreren nationalen Titeln zurück. Seine bisherigen Auftritte zeigen einen auffälligen Kampfstil mit einer gehörigen Portion Show. Während manche diesen Stil als unterhaltsam erachten, könnten andere ihn als übertrieben empfinden. Sein Wiedererkennungswert ist jedoch unbestritten.
Ob Romai seinen extravaganten Stil auch gegen einen starken Gegner wie Zarraa durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Während Mätzchen gegen Aufbaugegner funktionieren mögen, wird es gegen Zarraa ernst. Der Kampf ist auf sechs Runden angesetzt, was Romai durchaus entgegenkommt. Dennoch dürfte Zarraa motiviert sein, seine Klasse unter Beweis zu stellen und sich wieder ins Gespräch für größere Aufgaben zu bringen.
Leonardo Di Stefano fordert Alexander Lorch heraus
Im Supermittelgewicht wird Leonardo Di Stefano (14-4) im Ring stehen. Der gebürtige Baden-Württemberger hat ein bewegtes Leben mit vielen Höhen und Tiefen hinter sich – sowohl privat als auch in seiner Profikarriere, die nicht immer nach Plan verlief. Nach einigen Aufbaukämpfen in Deutschland entschied er sich während der Coronapandemie, das Boxen in Mexiko voranzutreiben. Später folgten vier Kämpfe in den USA, die jedoch weniger erfolgreich ausfielen. Nun ist Di Stefano zurück in seiner gewohnten Umgebung und will seine Karriere in Deutschland wieder in die Erfolgsspur bringen.
Ursprünglich war ein Kampf gegen Ilias Essaoudi (22-3) geplant, doch dieser musste verletzungsbedingt absagen. Mit Alexander Lorch (14-1) konnte jedoch kurzfristig ein ebenso interessanter Ersatzgegner verpflichtet werden. Lorch, der Sohn des populären Kultboxers Uwe Lorch aus dem Saarland, hat bisher eine weitgehend erfolgreiche Profikarriere hingelegt – mit einer Ausnahme. In einem kurzfristig angesetzten Kampf um die deutsche Meisterschaft gegen Tom Dzemski (21-3) blieb er chancenlos. Die Rahmenbedingungen waren damals jedoch alles andere als optimal.
Diesmal hatte Lorch etwas mehr Vorbereitungszeit, was ihm im Duell gegen Di Stefano zugutekommen könnte. Zudem macht das physische Duell besonders neugierig, da beide Boxer durchaus zwei Gewichtsklassen trennen. Dieser Kampf dürfte daher nicht nur technisch, sondern auch körperlich spannend werden.
Mario Beniesch trifft auf Malik Aksakal
Ein weiteres nationales Duell steht im Superweltergewicht an, wenn Mario Beniesch (6-2) auf Malik Aksakal (13-2) trifft. Beide Boxer stammen aus Nordrhein-Westfalen, was diesem Aufeinandertreffen zusätzliche Brisanz verleiht.
Beniesch musste in seinem letzten Kampf im Oktober in Gifhorn eine empfindliche vorzeitige Niederlage hinnehmen. Diese Entscheidung sorgte für Diskussionen, da Beniesch zwar viele Schläge seines Gegners mied, jedoch trotzdem vom Ringrichter aus dem Kampf genommen wurde – eine Entscheidung, die von vielen Beobachtern als fragwürdig angesehen wurde.
Nun brennt Beniesch darauf, in seiner Heimatstadt Köln einen Sieg einzufahren. Sein Gegner, Malik Aksakal, ist kein Unbekannter: Mit dem Kampfnamen „Tyson“ machte er bei der ersten Veranstaltung der German Boxing Series auf sich aufmerksam, als er den unterlegenen Laszlo Fekete (22-24-2) mühelos stoppte. Allerdings war Fekete kein echter Maßstab. Gegen Beniesch dürfte Aksakal vor einer deutlich härteren Prüfung stehen.
Claudio Mirko Vizzini ist heiß auf die Revanche gegen Antonio Fechner
Als „claudio.athlet“ erreicht Claudio Mirko Vizzini (2-1) ein Millionenpublikum auf Instagram und TikTok. Mit kurzen, kampfsportbezogenen Videos hat er sich einen Namen gemacht und erhält Unterstützung von zahlreichen Prominenten wie Pietro Lombardi, die ihn auch am Ring tatkräftig anfeuern. Im Juni dieses Jahres gab Vizzini bei der ersten German Boxing Series-Veranstaltung sein Profidebüt – und feierte prompt einen vorzeitigen Sieg.
Doch nicht alles verlief nach Plan: Im Oktober musste Vizzini eine bittere Erfahrung machen. In einem ausgeglichenen Kampf gegen Antonio Fechner (5-2) sprach das Kampfgericht ein überraschend einseitiges und einstimmiges Punkturteil für Fechner aus – ein Ergebnis, das für Vizzini und sein Umfeld schwer zu akzeptieren war.
Nach einer Phase der Wut und Resignation kehrte jedoch die Entschlossenheit zurück: Eine Revanche musste her. Die German Boxing Series erfüllte diesen Wunsch und setzte das Rematch im Superweltergewicht an. Das Duell verspricht, ein echter Leckerbissen zu werden. Kann Vizzini in seiner kölschen Umgebung den Sieg im zweiten Anlauf holen – oder bestätigt Fechner erneut seinen Erfolg?
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Marc Lambertz trifft auf einen ungeschlagenen Gegner
Auch Marc Lambertz (11-1) trat bei der ersten German Boxing Series im Juni auf und sicherte sich dort einen souveränen Punktsieg. Für Lambertz, den Schützling von Trainer Rüdiger May, läuft es seit geraumer Zeit äußerst positiv. Ein besonderes Highlight seiner Karriere war der überraschende vorzeitige Auswärtssieg über Patrick Rokohl (27-5) im März letzten Jahres – ein Titelkampf in Wolfenbüttel, der ihn weiter in den Fokus rückte. Mit seinen 33 Jahren scheint „La Tortuga“ auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit zu sein und ist hungrig auf neue Herausforderungen.
Die nächste Herausforderung kommt in Form des ungeschlagenen Kevin Kiy (6-0-1), der bislang jeden seiner Siege vorzeitig erzielt hat. Allerdings war die Qualität von Kiys bisherigen Gegnern eher überschaubar. Lambertz wird daher eine völlig andere Kaliberprüfung darstellen, die den Kampf am Samstag zu einem echten Test für den ungeschlagenen Kiy macht.
Debütanten und ein schlagfertiger 1. FC Köln-Anhänger
Ein besonderes Highlight der German Boxing Series wird erneut die Teilnahme von FC-Fans sein, die sich im Boxring sportlich messen. So tritt nochmals Marco „Macce“ Korth in den Ring – ein Garant für echtes Stadionfeeling. Er wird in einem nicht sanktionierten Pro-Kampf auf Alkan Cinar treffen.
Die Fightcard bietet außerdem drei Kämpfe von Profidebütanten: Gregor Soenius fordert bei seinem Debüt Cihat Bakir (1-0) im Cruisergewicht heraus. Ebenfalls im Cruisergewicht geben Nils Bussmann und Erdem Saro jeweils ihr Profidebüt. Den Abschluss des Programms bildet geballte Frauenpower im Mittelgewicht: Anja Moskil gibt ihr Debüt gegen die Lateinamerikanerin Rosa Maria Acosta Carrion (0-3-1). Alle Kämpfe sind auf vier Runden angesetzt.
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Ausverkaufte Veranstaltung – Übertragungspartner Bild+
Wer sich auf den Kampfabend in Köln freut, kann aufatmen: Bild+ ist der offizielle Übertragungspartner und wird das Event am Samstag ab 17:30 Uhr exklusiv übertragen. Für den Zugriff ist ein kostengünstiges Abonnement erforderlich.
Das Liveerlebnis in der XPOST bleibt jedoch unschlagbar. Das großartige sportliche Programm wurde vom Publikum hervorragend angenommen. Von den 2000 verfügbaren Tickets sind lediglich noch zwei Karten erhältlich – ein eindrucksvoller Erfolg für die Veranstalter, die beweisen, dass mit einem durchdachten Konzept auch in Deutschland Boxsportveranstaltungen gut gefüllt werden können.
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